Heute stelle ich, nein Jo Wolf selber, ihren Blog Klapperhorn vor. Da sie selber soviel geschrieben hat über sich und ihren Blog, spare ich mir mal meinen Einleitungssatz;)
Danke für Deine Fragen, liebe Klabauterfrau! Ich erzähle gerne etwas über mich und meinen Blog! 🙂
Also wenn du ein wenig von dir erzählen magst.…
Klar, mag ich… 🙂
…und fange einfach mal bei meinem Namen an. „Jo Wolf“ ist mein schreiberlingisches Pseudonym. Dahinter verstecke ich nicht nur meine wahre Identität. Es ist eine Ausdrucksform für mich, eine mit vielen Facetten. Darin spiegelt sich meine vielfältige Persönlichkeit wieder. Wie sich herausstellte, lasse ich mich nicht auf nur eine Persönlichkeitserscheinung reduzieren.
Über mich selber als Mensch will ich nicht so ganz viel preis geben. (Obgleich ich das durch meine Texte sogar recht viel mache.) Das liegt nicht daran, dass ich nicht gerne im Mittelpunkt stünde (manche bezeichnen mich gar als Rampensau). Ich habe aber auch andere Seiten und habe die Erfahrung gemacht, dass diese Form von zu viel Aufmerksamkeit ziemlich ungesund für mich sein kann. Ich habe meine Phasen, in denen ich im Gegenteil den Rückzug nahezu bis in die Abgeschiedenheit benötige. Die Balance dazwischen gerät leicht ins Ungleichgewicht und dann haben wir den Salat. („Der Salat“ ist meinem Fall ein depressives Tief.)
Aber ganz uninformiert über meine Person lasse ich euch natürlich nicht zurück. 😉
Ich wurde vor wenigen Jahrzehnten in einer vielköpfigen Familie geboren, fiel schnell durch Putzigkeit und clowneske Züge auf, ebenso durch manche notenbedingte Jahrgangsstufen- und Schulwechsel. Mal als Außenseiter, dann wieder im wohligen Mittelpunkt von Freundeskreisen, gerne auch als Zielscheibe der Ablehnung durch Lehrpersonal. Unerklärlicherweise habe ich dennoch Schulabschlüsse bezeugt bekommen. Studieren gehen war trotzdem keine realistische Option, bis zum Ablauf der notwendigen Wartesemester hätte ich bereits Rente beantragen müssen. Zudem wurden mir bei meiner Vorstellung in Hochschulen unangenehme Fragen gestellt. Zum Beispiel welches „Fach“ ich denn studieren wolle… Was für eine Frage! Alle natürlich! (Dabei hatte ich in der Bewerbung doch ausdrücklich auf mein entscheidungslegasthenisches Störungsbild hingewiesen. Und überhaupt bin ich der Meinung, dass der menschliche Geist nicht durch solch profane Unterscheidungsmerkmale wie studiengangbezogenes Lernen einschränkt werden sollte. Meiner will das jedenfalls nicht mitmachen.)
Ich übte also die ein oder andere berufliche Tätigkeit aus und ließ mich mitunter dafür auch Kammer-qualifiziert ausbilden. In den Bereichen Handel und Soziales vor allem. Mein Traumberuf aus Kindertagen war aus unerfindlichen Gründen leider nicht dabei. Irgendwie bin ich dazu nicht gekommen. Und habe vielleicht auch ein wenig das ernsthafte Interesse daran verloren. Seit der 1. Grundschulklasse wollte ich unbedingt Bibliothekarswesen werden. Naja, es ist ja noch Lebenszeit übrig.
Meine Interessen und Hobbys gehen aber seit jeher weit darüber hinaus. In Kindheit und Jugend vor allem lesen, schwimmen, jede Art von Spiel, Musikhören, Briefmarken sammeln, Handball und Fahrradfahren (ich komme aus dem flachen Münsterland, da macht das Spaß!). Später rückte Fantasyrollenspiel immer mehr in den Mittelpunkt, auch als Live Action Role Playing. Achja, vorher hatte ich aber noch meine „blaue Phase“, die endete aber mit Anfang 20. Die „grüne Phase“ ebenfalls. Dafür entdeckte ich nach und nach mein Herz für Fotografie, Bogen schießen, Brettspiele, Yoga, Nordic Walking und Wandern, generell Outdoor eigentlich. Ganz neu ist in letzter Zeit Badminton dazu gekommen, was meinen zuvor entstandenen Mangel an sportlicher Tätigkeit kompensiert. Schreiben von Geschichten gehörte zwar schon immer zu meinen Leidenschaften, allerdings habe ich das immer sehr intervallartig, mal mehr, mal weniger betrieben.
Seit meiner Geburt lebe ich mit Hunden. Seit ich erwachsen wurde, halte ich sie in eigener Verantwortung. Das würde ich aber nicht als Hobby bezeichnen, sondern als Lebensweise. Ohne will ich wohl nicht mehr, kann aber natürlich nicht in die Zukunft sehen, was das angeht.
Ich bin inzwischen seit einiger Zeit verheiratet und wir leben gemeinsam im Herzen (nee, eigentlich fast schon am Rand) der schrillbuntgrauen deutschen Industriemetropolregion mit inzwischen zunehmenden Hang zur Dienstleistungsbranche. Damit meine ich natürlich, auf meine umständliche Ausdrucksweise, das Ruhrgebiet. Das war der Kompromiss, uns in der Mitte zwischen Sauerland und Münsterland zu treffen. Der Gerechtigkeit wegen. Jetzt müssen wir beide mit dem Auto eine Stunde fahren, um unsere Familien zu sehen.
Jo, ich denke, das war so das, was ich im Rahmen meiner Vorstellung zu sagen habe. Mehr kann man über mich natürlich auf meinem Blog erfahren, wenn auch meistens indirekter. Mal sehen, was die Zukunft bringt.
Kommen wir zu den konkreten Fragen der Klabauterfrau 🙂
Wie kamst du auf die Idee mit deiner Nachtwolf live „Sendung“( die ich total klasse finde, aber um 12 schlafe ich meistens schon, so kann ich sie immer nur am nächsten Tag lesen…spannend) ?
Die Idee zum nächtlichen „Live“ Blog entstand, wie bei mir üblich, sehr spontan. Ausgangssituation war ein nächtlicher Nervenzusammenbruch, im Rahmen eines depressiven Schubes, während des Schreibens für mein Blog. Ich habe in dem Moment einfach 1:1 ungefiltert meine Gedanken in die Tastatur fließen lassen und online gestellt. In der Situation war es gut, dass ein anderer Blogger online war, mit dem sich ein Gespräch entwickelte. Ich habe mich irgendwann zurück gezogen, Musik gehört und ein Gedicht geschrieben. Eines meiner besten und vor allem sehr authentisch, wie ich finde.
Am nächsten Tag wollte ich den ganzen zusammengeschriebenen Kram wieder löschen, weil ich ihn als zu persönlich und unlesbar für andere befand. Peinlich war es mir zudem. Allerdings bekam ich sehr viele Kommentare und Rückmeldungen dazu. Diese waren sehr positiv und beinhalteten auch die Bitte, das Ganze so stehen zu lassen. Manche erkannten sich darin wieder oder fühlten sich ermutigt, offener mit ihrer Depression umzugehen. Mit ihren Gefühlen an sich eigentlich. Darum habe ich mich entschlossen, den betreffenden Artikel nicht zu löschen.
In der weiteren Beschäftigung mit der Situation kam mir der Gedanke, wie hilfreich ein Ansprechpartner und Feedback in solchen Situationen ist. Schon alleine, dass überhaupt jemand da ist, ansprechbar ist, beruhigt. Gerade nachts, wenn sich Schlaflosigkeit und negative Gedanken besonders gern breit machen, fehlt so jemand allerdings häufig.
Eine weitere Überlegung war, dass es zwar gut sein kann, den eigenen Gedanken in so einem Zustand auch in schriftlicher Form freien lauf zu lassen, ganze Artikel im eigenen Blog aber vielleicht nicht immer und für jeden der geeignete Ort sind. Allein die Hemmschwelle, das so zu machen, steht dem ein oder anderen sicher oft im Weg.
Warum also nicht eine Art Anlaufstelle schaffen? Dort kann man einfach in die Kommentare schreiben, egal ob kurze Mitteilungen oder längere Texte. Dadurch, dass es „live“ ist, ich also im Zeitfenster zwischen 00:00 und (mindestens) 01:00 Uhr zur Geisterstunde am Rechner sitze und die Kommentare lese, kann man sich also auch einer Reaktion sicher sein. Möglicherweise fällt jemand auch garnicht erst in so ein tiefes, depressives Loch. Kommunikation kann das verhindern. Selbst ein lockeres Gespräch kann ausreichen, es muss nicht gleich das innerste der Seele zu äußerst gekehrt werden.
Man muss auch nicht zutiefst depressiv sein, um sich bei melden zu dürfen. Auch nicht depressiven Menschen geht es manchmal nicht so gut und sie freuen sich über einen Gesprächspartner, oder einfach eine Möglichkeit, ein paar Sätze los zu werden. Auch das ist mir willkommen. 🙂
Du leidest unter Depression, schreibst auch offen darüber, magst du uns darüber was sagen? Ist ja leider immer noch ein Tabuthema, auch wenn jeder 3. heute schon drunter leidet.
Stimmt, Depressionen sind immer noch ein schwieriges Thema in unserer Gesellschaft. Man schweigt sie gerne tot oder spielt sie runter. Selbst ihre Existenz und Berechtigung als echte Krankheit wird häufig angezweifelt. Meist von Menschen, die sich in keiner Form damit beschäftigt haben und sich hinter Plattitüden und Behauptungen verstecken. Das durfte ich in vielen Gesprächen erleben. Dieser Zustand ist aber auch kein Geheimnis. Manchmal sind solche ablehnenden Haltungen aber auch ein Schutzmechanismus, um sich nicht eigenen Problemen und den damit verbundenen Fragen zum eigenen Leben stellen zu müssen. Wie schon von Dir angesprochen, leidet ein Großteil unserer Gesellschaft unter dieser Krankheit (Es ist eine solche!). Schon rein statistisch muss auch ein Teil dieser Menschen mit ablehnender Haltung dazu gehören 😉
Da das Thema sehr komplex ist, gehe ich hier und jetzt nicht umfassend darauf ein. Allerdings halte ich es für wichtig, mit einer immer wieder kehrenden blödsinnigen Behauptung aufzuräumen. Es wird immer wieder gerne darauf verwiesen, dass Depressionen eine neumodische Zivilisationskrankheit wäre. Das ist Humbug. Natürlich gab es auch früher Depressionen, sie wurden nur nicht so genannt. Und es ist leider, aber verständlicherweise, schlecht dokumentiert. Um mal ein paar historische Persönlichkeiten zu nennen, bei denen nachvollziehbarer weise eher etwas darüber bekannt ist, als bei unbekannten Personen mit Depressionen:
Franz Liszt, Pablo Picasso, Dante Alighieri, Wilhelm Busch, Charles Dickens, Johann Wolfgang von Goethe, Leo N. Tolstoi, König Saul, Otto von Bismarck, Winston S. Churchill, Abraham Lincoln, George Washington, Charles Darwin, Justus Liebig, Alexander der Große, Ludwig van Beethoven, Patricia Cornwell, Georg Friedrich Händel, Hermann Hesse, Isaac Newton,… soll ich weitermachen? Die Liste ist ellenlang.
Also: In Kriegszeiten, Hungersnöten, bei generell schlechter Versorgungslage, Arbeitsplatzmangel, usw. wird die Anzahl der Depressiven nicht geringer, sie wird größer! Sie sind nur versteckter, hinter direkt existenzbedrohenden Umständen. Klar, wenn ich vor Waffengewalt flüchte, bleibe ich nicht stehen, um mit den Menschen über meine Krankheitsgeschichte zu reden. Wenn ich das mache, werde ich umgebracht. All diese Gegebenheiten und Problematiken haben zunächst mal Vorrang, finden mehr Beachtung. Die Depressiven sterben möglicherweise eher an anderen Ursachen. Begehen vielleicht Selbstmord. In früheren Zeiten hieß es dann, die Person hat sich wegen der Ausweglosigkeit irgendeiner Situation umgebracht, oder sie war schwach oder schwermütig oder verwirrt, was Synonyme für Depressionen sein können.
Dennoch bringen auch moderne, zivilisatorische Errungenschaften unserer Gesellschaft depressionsfördernde Eigenschaften mit sich. Alles wird schneller, Kommunikation mehr, aber unpersönlicher, die Menschen ziehen sich zunehmend in ihre vier Wände zurück. Das fördert Einsamkeit und die Gefahr, mit Problemen allein da zu stehen. Auch die Masse an negativen Meldungen in den Medien ist nicht unbedingt fröhlichkeitsfördernd.
Aber eigentlich geht es ja auch um die Vorstellung meiner Wenigkeit und des dazugehörigen Blogs, fällt mir auf. Was hat das also alles mit mir zu tun? Klar, ich bin auch depressiv. Seit meiner Kindheit. Aufgefallen ist das erst nach einem massiven Zusammenbruch und Erschöpfungszustand (neusprachlich Burn-Out) aus meiner Arbeitsplatzsituation heraus. Das ist jetzt ein paar Jahre her. Seit dem ringe ich mit den Folgen und arbeite an meiner Befindlichkeit. Oft ist das nicht einfach, vor allem mit Rückschlägen und Tiefs umzugehen.
Das bloggen ist eine Möglichkeit des Umgangs damit. Mir war von therapeutischer Seite aus empfohlen worden, mehr zu schreiben. Nach anfänglichem Zögern habe ich diesen Rat zunehmend beherzigt und daraus ist dann der Gedanke entstanden, mir ein Blog einzurichten. Zunächst mit der Vorstellung, einfach bloß einiger meiner Gedichte und Geschichten online zu stellen. Das ist motivierender, als sie einfach nur in Datei-Ordnern auf der Festplatte zu lagern. Ich habe aber schnell festgestellt, das bloggen mehr sein kann, als einfach nur ein paar Texte auf einer Internetseite zu präsentieren. Diese Form des Netzwerken und Kommunizierens hat mir schnell viel Spaß gemacht und neue Möglichkeiten eröffnet. Die Auseinandersetzung mit anderen Menschen in diesem Rahmen, die Rückmeldungen und Inspirationen geben mir sehr viel. (Danke dafür! :-))
Auf meinem Blog „Klapperhorn“ habe ich also schnell begonnen, neben Gedichten, Geschichten, Satiren und Fotos, auch die Depressionen selber mehr zum Thema zu machen. Der offene Umgang damit ergibt sich daraus für mich selbst von selbst. Das geschieht bei mir nicht unbedingt in aufklärender Form durch Wissensvermittlung, sondern eher dadurch, dass ich Einblick in meine Gedanken- und Gefühlswelt gebe. Oft in Form von Geschichten und Gedichten, manchmal durch Erlebnisberichte und Texte darüber, wie es mir gerade geht. Das Geisterstundenbloggen als Nachtwolf gehört da natürlich auch zu.
Natürlich schreibe ich aber nicht nur schwermütiges, melancholisches und düsteres Zeug. Ich konnte meine heitere, lebenslustige und bisweilen komische Seite lebenslang nicht verstecken. Das gelingt mir auch hier nicht, auch wenn ich es manchmal versuche.
Alles in allem entsteht auf meinem Klapperhorn-Blog also seit Januar eine recht vielseitige Sammlung in Schrift und Bild, was wohl auch stark meine Persönlichkeit widerspiegelt. Ich war nie spezialisiert, sondern vielseitig interessiert. Mit den Ergebnissen meines daraus resultierenden Schaffens möchte ich Leser und Betrachter unterhalten, belustigen, zum Nachdenken anregen, zum gruseln bringen oder sogar erschrecken und informieren. Alles in allem kann man sagen, ich gestalte ein unsinnschriftbildliches Blog-Erlebnis für Kopf, Herz und Seele.
Ich freue mich auf euren Besuch und eure Worte! 🙂
Liebe Jo, wow, was für ein Text! Vielen Dank, das ich auch deinen Blog vorstellen darf, hat mir viel Spaß gebracht ( ok, ich habe den Text kopiert), aber wir haben im Vorfeld ja auch hin und her geschrieben:) Danke auch für deine Ehrlichkeit und Offenheit!
Euch ein tolles und interessantes Lesen bei Jo Wolfs Blog Klapperhorn!
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